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Diese Woche werde ich Isoyama Hiroshis Beschreibung davon, wie sich Ueshiba Morihei ‘anfühlte’, mit Aiki 1, 2, 3 vergleichen. Dann werde ich einige Einsichten von Ueshiba Morihei, die Okumura Shigenobu mit uns teilt, zu Aiki 1, 2, 3 in Relation setzen.

Während ihr dies hier lest, vergesst nicht, dass die Absicht des vorhergehenden und auch dieses Beitrags es ist, die Ausführungen derjenigen

  • die als “außerhalb der Norm” stehend angesehen wurden in Bezug auf Aiki-no-jutsu

oder

  • die von Erlebnissen “außerhalb der Norm” mit solchen Zeitgenossen berichteten, die für ihre Verwendung von Wahrem Aiki (True Aiki) bekannt waren

den Ergebnissen von angewandtem Aiki 1, 2 und 3 gegenüber zu stellen. Das Ziel ist es, festzustellen, ob es eine erkennbare Korrelation zwischen den Wirkungen von angewandtem Aiki 1, 2 und 3 und den wiedergegebenen Erfahrungen und Beschreibungen (und allen weiteren noch zu beobachtenden) im Gegensatz zu dem was man normalerweise beobachtet oder erlebt.

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Isoyama Hiroshi ~
Q: Wie hat es sich angefühlt? [Ueshiba Morihei]
A: Es fühlte sich an, als wollte man eine Technik auf einen großen Baum anwenden. Er hat aber das richtige Ukemi genommen und hat weder versucht, gegen mich zu kämpfen noch sich aus der Technik herauszustehlen.

Das ist eine Beschreibung von Aiki 1. Wenn alle Gewebe unter Spannung stehen, wird der Körper zu einer spannungsgeladenen Struktur (tensegrous structure). Jede auf diese Struktur wirkende Kraft wird gleichmäßig über die gesamte Struktur verteilt. Die Struktur ist dabei äußerst stabil, wie in den vielen Push Tests von Ueshiba demonstriert. (Übrigens, die Push Tests dienten nach verbreiteter Auffassung in erster Linie der Demonstration. Allerdings regelmäßig Kraft mit “Nicht-Widerstand” zu begegnen [einer sehr spezifischen Art von Nicht-Widerstand], war und ist eine übliche Trainingsmethode, die Anwendung eben dieses spezifischen Nicht-Widerstands zu entwickeln und eine entsprechende Anpassung und Entwicklung im Körper anzuregen und zu fördern. Beachtet, dass diese Art der Entwicklung praktisch unsichtbar ist (neurologisch als auch anatomisch). Wir stellen also wieder einmal fest, dass Wahres Aiki unsichtbar ist. Das Ergebnis ist _Fudoshin_ oder der “unbewegliche Körper”.)

A (fortgesetzt): Ungefähr zu der Zeit, als in auf der Höheren Schule war, versuchte ich Kraft in meine Technik einzubringen, aber es gelang mir nicht.

Q: Woran lag das?
A: Ich weiß es nicht. Es fühlte sich an, als würde ich unterdrückt, während der Gegner mir jegliche Kraft entzog. Ich konnte keinerlei Kraft anbringen. Bis heute verstehe ich nicht wirklich, was passiert ist.

Das ist eine Beschreibung von Aiki 2 und 3 (aufbauend auf Aiki 1). Es kann keine Kraft “hinein” gesteckt werden, weil es keinen Widerstand gibt, wenn zwei Kräfte orthogonal aufeinander treffen. Bemerkenswert ist, wie sich Isoyamas Beschreibung mit Sagawas Beschreibung von letzter Woche deckt. Isoyamas erste Beschreibung und diese hier sind auch im Einklang mit Shiratas Beschreibung vom “unbeweglichen Körper” und “Nicht-Widerstand”. Da Shirata ein Vokabular verwendet, das auch von vielen anderen verwendet wird, ist es leichter misszuverstehen. Es ist wichtig, dass wir hier erkennen, dass Shirata Ueshibas Vokabular so verwendet, wie Ueshiba es tat. Er tut dies, um Aiki-no-jutsu zu erklären. Er verwendet Ueshibas Vokabular NICHT, um auf Daito Ryu jujutsu oder eine Variante von Daito Ryu jujutsu Bezug zu nehmen. Dies wird mehr als deutlich, wenn wir Shiratas Essay lesen, in dem er Ueshibas Lehren von seinen konzentrierten frühen technischen Lehren bis hin zu seiner späteren, universelleren Botschaft erklärt.

Q: Er verfügte über erstaunlich viel Kraft.
A: Es war übermenschlich. Aber es war nicht so, dass er sich anspannte oder verkrampfte, um Kraft zu erzeugen, sondern es fühlte sich so an, als würde sie ganz natürlich in ihn hineinfliessen. Oft, wenn ich übermütig war, habe ich versucht, die Dinge zu erzwingen, aber er hat dem keine Beachtung geschenkt. Wir haben natürlich versucht, es genauso zu machen, aber immer wieder fanden wir uns in der Situation, dass wir uns der Kraft des Partners anpassten und die Kraft dann einfach hinein floss. O-Sensei war nie aus der Ruhe zu bringen. Ob wir nun all unsere Kraft aufwandten, um die Dinge zu erzwingen, oder ob wir nichts taten, O-Sensei tat alles immer mit der gleichen Kraft. Es fühlte sich an, als würde sein Ki abfließen, aber das tat es nicht. In diesem Bereich war er vollkommen anders.

Dies ist eine sehr zutreffende Beschreibung von Aiki 1! Stellt euch ein Trampolin vor. Das Tuch des Trampolins ist gespannt. Es “krampft” nicht und zieht sich auch nicht zusammen, es befindet sich in Spannung. Mit je mehr Kraft man auf das Tuch einwirkt, umso “stärker” wird die Spannung. Die Kraft “dringt natürlich ein”. Das Trampolin muss nicht Acht geben und hat auch keinen Grund aufgeregt zu werden. Egal ob “mit aller Kraft” oder mit “nichts” auf das Tuch eingewirkt wird, das Trampolin reagiert immer mit “der gleichen Kraft”. “Es fühlt sich an, als würde sein Ki abfließen, aber das tut es nicht.” “In diesem Bereich” ist es “vollkommen anders.” Halten wir fest, dass Aiki 1 (oder Aiki 2 und 3 was das betrifft) keine Technik ist. Man kann es nicht “erlernen und dann tun”. Es muss im Geist-Körper über die Zeit durch spezifische, auf dieses Ziel ausgerichtete Übungen entwickelt werden. Die Trennung zwischen Geist und Köper beginnt tatsächlich zu schwinden, so wie man in Aiki-no-jutsu fortschreitet.

Lesen wir jetzt wie Okumura Shigenobu einige von Ueshiba Moriheis Einsichten über die Wirkung von Aiki und Aiki-no-jutsu oder – oder wie es später genannt wurde – Aikido wiedergibt:

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Okumura Shigenobu second from the right, back row, in Manchukuo

Okumura Shigenobu ~
Q: Das Ideal wäre also “zu gewinnen ohne Verletzung”?
A: Nein. “Ohne Konflikt, siegreich vom ersten Augenblick an,” indem man Eins wird mit dem Universum, indem man Eins wird mit dem Gegner, der Gegner verschwindet – das ist der Zustand, den O-Sensei mit Aikido verfolgt hat.

Dies ist eine Beschreibung von Aiki 2 und 3, die zugleich eine Anspielung auf den Ausspruch “Masa Katsu, A Katu, Katsu Haya Bi” impliziert. Ein “Auspacken” dieses speziellen Spruchs hebe ich mir für später auf, da er seinen eigenen Blogbeitrag verdient. Aber vergleichen wir diese beiden Bescreibungen: Mit Aiki 2 und 3 gibt es keinen Widerstand und damit kann es auch keinen Konflikt geben; ohne Konflikt gibt es keinen Gegner oder Kontrahenten. Das geschieht augenblicklich. Es geschieht aufgrund eines bestimmten Zustands von Geist und Körper, es “ist” ein bestimmter Zustand von Geist und Körper. Wenn der Geist nicht die geeignete Ausrichtung hat, den Körper in solcher Weise zu lenken und zu führen, dass er die Wirkung von Aiki hervorbringt, dann gibt es kein Aiki, keine Entwickung von Aiki und damit auch kein Aiki-no-Jutsu. Oder andersherum, wenn die Wirkung von Aiki vorhanden ist, dann ist auch der Geist/Körper vorhanden, der für das Auftreten von Aiki erforderlich ist. Und wenn der für Aiki erforderliche Geist/Körper vorhanden ist, wird sich Aiki-no-Jutsu entwickeln. Sobald man Aiki-no-Jutsu vollständig ausgebildet hat, befindet man sich im Einklang mit dem Universum. Natürlich ist diese Argumentation zirkulär und die einen, wie jeder Schüler von Aiki-no-Jutsu bereitwillig zugeben wird, in den Wahnsinn treiben kann. Nichtsdestotrotz gibt es diejenigen, die belegen, dass dies machbar ist … bis zu einem gewissen Grad zumindest. Diejenige, die “Bescheid wissen”, sind überdies bekannt dafür, dass sie ihre Grenzen erkennen und darin das Potenzial für eine kontinuierliche Verbesserung und Entwicklung finden.

Q: Sprechen sie hier von Weichheit?
A: Es unterscheidet sich von Weichheit. O-Sensei würde sagen: “Es hilft nichts, weich zu sein! Im Aikido ist “Akezptanz” (素直さ) wichtig. Weichheit und Akzeptanz sind verschiedene Dinge.”

Dies trifft auf Aiki 1, 2 und 3 zu. Mit Aiki 1 ist Spannung erforderlich, die “verschieden ist von Weichheit”. “Es hilft nichts, weich zu sein”, wenn man ein Trampolin ist. Jedenfalls, etwas das unter Spannugn steht ist “akzeptierend”, so wie ein Trampolin “akzeptierend” ist. Wie groß diese “Akzeptanz” ist, hängt von der vorliegenden Spannung ab.

In Aiki 2 & 3 “hilft es auch nichts, weich zu sein”. Ein Rad oder ein Ball, die weich sind, werden sich unter der Einwirkung einer äußeren Kraft verformen und daher nicht orthogonal bleiben können. Daher müssen Rad oder Ball ausreichend Spannung besitzen, um nicht nennenswert verformbar zu sein und eine orthogonale Beziehung herstellen zu können. Kreis oder Kugel MÜSSEN “akzeptieren” oder es kann kein resultierender Kraftvektor entstehen. Ein Angriff muss vollständig angenommen/akzeptiert werden, damit Nicht-Widerstand vorliegt. Wenn der ankommenden Kraft mit Widerstand begegnet wird, kann es kein Aiki geben.
Diese “Akzeptanz” unterscheidet sich von einem “Akzeptieren sich zur Wehr zu setzen”. Verwirrenderweise hört man häufig von denselben Leuten “Ich akzeptiere die Kraft/den Angriff” oder “Ich akzeptiere nicht von der Kraft/dem Angriff”, wobei sie eigentlich das Gleiche meinen. Genauso hört man gelegentlich von denselben Leuten “es nützt nichts, weich zu sein” und “man muss weich sein”. Das eine meint weich, wie sich ein Rad gegenüber einer linearen Kraft verhält. Das andere meint nachgiebig wie ein Gummireifen zu sein (im Gegensatz zu einem Rad aus Stahl oder Holz).

Q: Ging es dabei um Weichheit?
A: Es war nicht dasselbe wie Weichheit. Es war wie eine elastische Kraft, und obwohl ich gegriffen hatte, fühlte es sich an, als würde ich selbst gepackt …

Offensichtlich handelt es sich hierbei um eine Beschreibung von Aiki 1.

A: … O-Sensei sagte “Man kann Timing nicht in drei Stufen unterteilen (“Sen-sen-no-sen” / 先先の先, “Tai-no-sen” / 対の先, “Go-no-sen” / 後の先). Das hat in Aikido keinen Nutzen. Im Aikido gibt es nur ein Art von Timing, das ist, immer die Initiative zu ergreifen.”

Normalerweise würde man meinen, dass Sen-sen-no-sen bedeutet, die “Initiative zu ergreifen”, aber hier ist das offensichtlich nicht so. Die Beschreibung trifft auf Aiki 1, 2 & 3 zu. Im Fall von Aiki 1 ergreift man die Initiative, indem man trainiert, die Weichgewebe unter Spannung zu nutzen, wodurch eine stabile Struktur unter Spannung (orig. “tensegrous structure”) entsteht. Dann entwickelt man die Gewebe immer weiter um mehr und mehr Spannung aufnehmen und halten zu können. Mit Aiki 2 und 3 trainiert man, die Weichgewebe in entgegengesetzten Spiralen einzusetzen, die sich in ständiger Bewegung befinden. Auf diese Weise wird Timing überflüssig. Wenn die Spirale mit einer linearen Kraft in Kontakt kommt entsteht unmittelbar ein resultierender Kraftvektor, oder in anderen Worten, “die Wirkung von Aiki-no-jutsu”.

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Ich hoffe euch gefallen die Blog Posts soweit, und ihr könnt etwas damit anfangen. Bitte gesteht euch selbst Zeit zu mit dem Verstehen. Die eigenen “Verständnismuster” werden beginnen sich zu bilden, bevor die Erfahrung kommt. Und Erfahrung ist der Schlüssel! Wenn Erfahrung dazu kommt fängt auch das wirkliche Verstehen an.

Der Blog nächste Woche trägt den Titel: “Wollt ihr Ueshibas Aikido lernen? Studiert Takedas Daito Ryu! Wollt ihr Takedas Daito Ryu lernen? Studiert Ueshibas Aikido!” 


1 Comment

Michael · June 3, 2025 at 7:35 am

I’m completely following this as in “the School of the up and down” force is despised but tension accepts and has a static force that isn’t soft and a dynamic force that is synergistic and the end product (the ground) receives them hard. Here in lies the Jutsu versus Aiki no Jutsu areas. I have uncovered it many times but it’s elusive as a unicorn. This is caused by our daily imprinting as we generally use hard and soft for our daily life’s and these rote and non intentional actions spill over by becoming programmed and automatic habitual. I believe these mottos of Go/Ju are intentionally given to mislead in plain sight most students. True Bujutsu/Budo is held for the one student or students who can handle it altruistically devoid of ego. I have found the Jutsu is held for the unintentional thinker with ego students and Aiki no Jutsu is reserved for the intentional thinker and egoless students that are rare.

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