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Bevor wir uns mit Shikon & Hachi Riki befassen gehen wir direkt zu Aiki 3! (Es ist so cool, ich kann es kaum erwarten!)
Aiki 3 Illustriert:
Um Aiki 3 zu erzeugen verwenden wir Aiki 1 (lineare entgegengesetzte Kräfte), Aiki 2 (rotierende gegensätzliche Kräfte) und verdrehende gegensätzliche Kräfte gleichzeitig.

Abbildung 1: Aiki 3
Wenn der “Zylinder” von Gliedmaßen und Torso sich mit der Rotation von Aiki 2 durch den Raum bewegt, werden mit der zusätzlichen Torsion von Aiki 3 spiralförmige Kräfte erzeugt. (Um das klar zu stellen: dies ist eine stark vereinfachende Erklärung dessen, was tatsächlich abgeht, aber für unsere Zwecke soll das hier genügen.)

Abbildung 2: Spiralförmige entgegengesetzte Kräfte entlang der Zylinder, die den Körper darstellen
Idealerweise geschieht dies ständig im gesamten Körper/Geist und damit “IST” man Aiki; physisch, energetisch, mental usw., die ganze Kiste!
HALT!
Das ist KEINE KLEINIGKEIT, Leute! Das ist das “Geheimnis”, wie die Eigenschaften entwickelt werden, die die Aiki-Größen so bemerkenswert gemacht haben. Sie waren nicht wegen ihrer Philosophie oder ihrer charismatischen Persönlichkeit so bemerkenswert. Die meisten waren eher extreme Typen, mit denen nicht immer leicht zurecht zu kommen war. Sie waren auch nicht wegen ihrer volkstümlichen Art so bemerkenswert oder wegen ihrem hohen Rang, ihrer großen Organisation, ihrem gutem Aussehen, ihren Trophäen, mit wem oder unter wem sie trainiert hatten, oder wegen ihrer angesehenen Herkunft. Nein! Sie hoben sich von anderen ab durch ihre ungewöhnlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, die sie nach Belieben zeigen konnten, ohne Absprachen oder Kooperation ihrer Gegenüber oder Schwafelei. Es waren diese seltenen bemerkenswerten Personen, diese wenigen Leute, die Wahres Aiki (True Aiki) hatten, die sagten “Aiki ist nicht Technik”. Dies war eines der wenigen Dinge, in denen sie sich anscheinend einig waren.
An dieser Stelle muss man – nicht zeitlich, sondern gedanklich – die Entscheidung treffen, ob man Wahres Aiki (True Aiki) verstehen, lernen und entwickeln möchte. Das Aiki, das zu den Eigenschaften führt, die all die Aiki-Größen gemeinsam hatten und die sie alle als Aiki bezeichneten, neben bloßen Techniken. Der Weg ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Tatsächlich scheinen wir hier aber eine Selbstbeschränkung zu sehen. Wenn du für dich entscheidest, diesen Pfad nicht zu gehen, sei es, weil du all diesen Hokuspokus als “nicht mein” Aiki abtust oder weil du der Ansicht bist, dass deine eigenen Fähigkeiten dazu unzureichend sind, wirst du dich in guter Gesellschaft befinden mit der Mehrheit der Leute, die heute weltweit praktizieren. Sicher wirst du deswegen kein schlechterer Mensch sein, genauso wenig wie dich die Suche nach diesem Aiki zu einem besseren Menschen macht.
Diejenigen, die diesem seltsamen Weg aufrichtig folgten und in nennenswertem Maße erfolgreich waren, waren rar gesät. Trotzdem, es gab sie. Es ist also offensichtlich möglich. Die Frage ist daher, wirst/willst du einer von ihnen sein?
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Schließen wir Ueshibas Vortrag ab … für diese Woche:
All das wird sich jetzt zusammenfügen, und es ist sehr, sehr cool! Wenn ihr euch erinnert: Shikon bedeudet “vier Seelen”. Die Vier Seelen sind Kushi Mitama, Saki Mitama, Nigi Mitama und Ara Mitama. Und sie sind so angeordnet:

Abbildung 3: Shikon, die “Vier Seelen”
Gemeinsam bilden sie das Aiki Ju oder das “Kreuz des Aiki”. Wir werden jetzt die Namen der vier Seelen mit entsprechenden Symbole ersetzen. Kushi Mitama = Himmel (Ten), Saki Mitama = Erde (Chi), Ara Mitama = Feuer (Ka) und Nigi Mitama = Wasser (Sui). Wiederum sind sie auf die gleiche Weise angeordnet.

Abbildung 4: ‘Aiki Ju’ dargestellt in 2D, die Kräfte, die Aiki 3 wie in Abbildung 1 gezeigt hervorbringen
Wiederholen wir …
San Gen (Ten, Chi, Jin) bringen Aiki 1 hervor (lineare gegenseitig abhängige entgegengesetzte Kräfte) ebenso wie Aiki 2 (monoaxiale Rotation angetrieben von gegenseitig abhängigen entgegengesetzten Kräften). Jetzt verwenden wir San Gen (Ten, Chi, Jin) um Aiki 3 (biaxiale Rotation hervorgerufen von gegenseitig abhängigen entgegengesetzten Kräften) zu erzeugen.
San Gen wieder und wieder und wieder …
Wenn wir uns erinnern: Aiki 1 wurde von den Kräften von Ten und Chi erzeugt, statt durch Kontraktion. Aiki 2 fügt Aiki 1 eine Rotation hinzu, die ebenfalls von den Kräften von Ten und Chi erzeugt wird. Aiki 3 fügt zu Aiki 1 und Aiki 2 noch Torsion hinzu, wieder erzeugt von den Kräften von Ten und Chi. All das geschieht aufgrund der spezifischen Intention von Jin.
Das Fleisch und die Knochen von Ni Ki
Aiki 1 ist die Fortpflanzung der entgegengesetzten Kräfte von Schwerkraft und Normalkraft durch Gewebe und Knochen, was Spannung im Gewebe und Kompression in den Knochen hervorruft und damit zu einer strukturellen Spannung (Tensegrity) hoher Stabilität führt. Aiki 2 ist die Bewegung von Knochen und Gewebe aufgrund der Fortpflanzung entgegengesetzter Kräfte von Schwerkraft und Normalkraft. Aiki 3 ist die Fortpflanzung der entgegengesetzten Kräfte von Schwerkraft und Normalkraft, was in einer Torsionsbewegung des Gewebes führt.
Ichi Rei – Und das alles in einem hübschen Paket zusammen, Du oder das Universum; such es dir aus!
(Die große Frage des Tages: Aber wie?)
Nun, zunächst einmal halten wir fest, dass es nicht um eine Torsion der Knochen geht. Das wäre gesundheitsschädlich. (Vielleicht finden Einzelne Vergnügen daran, solches bei anderen zu tun, bei sich selbst ist das nicht spaßig.) Was bleibt also? Richtig, Faszien und Gewebe. Praktischerweise sind unsere Knochen von solchen Faszien eingehüllt, die eine Torsion um die Knochen herum schaffen können. Und das ist genau, wie wir die Torsion erzeugen, die Aiki 3 hervorbringt, sie zu Aiki 1 und Aiki 2 hinzugefügt wird.
Wenn wir jetzt unser ursprüngliches ‘Aiki Ju’-Diagramm betrachten, stellen wir fest, dass es Aiki 1 (lineare entgegengesetzte Kräfte) enthält. Rotieren wir nun um die vertikale Ebene zwischen Himmel (Ten) und Erde (Chi) schaffen wir Aiki 2 und wenn wir jetzt noch eine torsionale Rotation um die horizontale Ebene zwischen Feuer (Ka) und Wasser (Sui) vollführen, schaffen wir Aiki 3.
Aiki Ju ist eine Darstellung von Aiki (1, 2 und 3). Und es impliziert gleichzeitig Ame no Uki Hashi die “Schwebende Himmelsbrücke”. Diese liegt im von Aiki Ju definierten Zentrum. Und wir sollten alle auf dieser Ame no Uki Hashi stehen! Treten wir einen Schritt zurück: Wo kommt das alles her? San Gen. Wie sind sie entstanden? Ni Ki. Wie heißt das Ganze? Ichi Rei.
Ichi Rei, Ni Ki, San Gen, Shi Kon
Ziemlich raffiniert!
“Aber was ist mit Hachi Riki (Acht Kräfte)? Wo kommen die her?”
Ah, ja, das ist einfach … Erinnert ihr euch wie wir ganz zu Anfang darüber gesprochen haben, dass wenn zwei Kräfte orthogonal (im 90° Winkel) aufeinander treffen, sie sich nicht gegenseitig behindern, es keinen Widerstand gibt, jedoch einen resultierenden Kraftvektor? Wenn die orthogonalen Kräfte gleich groß sind, ist der resultierende Kraftvektor immer 45°!
Werfen wir einen Blick auf das Diagramm von Hachi Riki:
Oh Mann! Für alle orthogonalen Kraftvektoren ist ein resultierender Kraftvektor eingezeichnet. In der Tat gibt es für alle umgekehrt orthogonal aufeinander treffenden Kräfte einen gleichen und entgegengesetzten Kraftvektor. Und wenn wir jetzt richtig die Sau rauslassen wollten, könnten wir das Ganze noch in 3D betrachten und würden auf 16 potenzielle resultierende Kraftvektoren kommen.
Es ist schon wichtig, die resultierenden Kraftvektoren zumindest bis 16 zu vergegenwärtigen, denn schließlich ist der Mensch dreidimensional und nicht zweidimensional. Aber 16 Kraftvektoren in 3D sind nicht so einfach zu zeichnen, daher verwenden wir einfach Ueshibas 2D-Zeichnung davon.
“Moment, moment! Nur eine von Ueshibas Zeichnungen sieht aus wie deine. Die restlichen haben Quadrate drumherum. Erklär das mal!”
Das Ganze ist im obersten Diagramm zusammgegefasst:
Wie man sieht, gibt es überall in den Diagrammen Dreiecke, Kreise und Quadrate. Diese Woche werde ich mich nicht in diese Gewässer ihrer Bedeutung begeben, aber ich denke, es ist selbstverständlich, dass sie das Ganze durchdringen. Im Shingon Mikkyo wird dies NYU Ga – Ga NYU genannt, was soviel bedeutet wie “Eintreten in – Betreten werden”. Ich denke, dieser Spruch beschreibt den Prozess des Aiki ganz gut. Wir müssen mit unserem Geist/Körper in Aiki “eintreten” und Aiki wird gleichzeitig in uns “eintreten”. Hier schwingt eine spirituelle Bedeutung mit, die Ueshiba sicherlich nicht entgangen sind, aber auch darauf werden wir in dieser Woche nicht näher eingehen.
“Ah, und was ist dieses ganze Zeug hinter Ueshiba Sensei?”
Das ist, worüber ich in den letzten Wochen geschrieben habe. Ueshiba schien das für sehr wichtig zu halten. Wenn er Vorträge hielt, in denen er erklärte, was Aikido ist, sprach er meistens davon.
Es ist schon seltsam, dass so viele, die “Aikido trainieren” keine Ahnung davon zu haben scheinen, was der Begründer für so wertvoll hielt und worüber er dozierte. Vielleicht lohnt es sich, noch einmal zu wiederholen, was im Blog diese Woche behandelt wurde …
Hier ist das Ganze nochmal in anderer Darstellung:
Das einzige, was man sich merken muss, ist dieses Symbol-Dings, was sich zufällig herausstellt als … das Takeda Mon (Familienwappen)!

Samurai-Familien führten ein “Wappen”, das ihre Familie repräsentierte. Dieses Symbol ist das “Wappen” des Takeda-Clans.
Und das ist bisher nur statisch. Wartet, bis es abgeht!
Wenn das Ding anfängt zu rotieren entstehen noch mehr resultierende Kraftvektoren. VIEL mehr als 16, wahrscheinlich merh als 10.000. Wer weiß schon wie viele? Ich sicher nicht! Es ist ein Mysterium!
Alter Aiki-Typ: “Bla, bla, bla …”
Junger Aiki-Kerl (in Seiza): “Oh Mann! Hört der denn nie auf???!!!”
Alter Aiki-Typ: “Bla, bla, bla …”
Junger Aiki-Kerl: “Ich fühle meine Beine nicht mehr. Nein, halt, ich FÜHLE meine Beine! Arrrrgh! Was soll das Ganze überhaupt? NIEMAND versteht, was der alte da quatscht! Bla, bla, bla … Hör endlich auf! Können wir nicht einfach RICHTIGES AIKI trainieren?!”
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