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Im Gegensatz zum Dreieck wird das Quadrat NICHT als eine starke Form betrachtet. Wenn Kräfte auf es einwirken, kann ein Quadrat leicht verformt werden.
Aber es ist genau diese Tatsache, dass es sich verformt und genau wie es sich verformt, die für uns von Nutzen ist. Da ein Quadrat vier Seiten gleicher Länge besitzt, ergeben sich bei Verformung ein paar spezielle Effekte. Die beiden Paare der jeweils diagonal gegenüberliegenden Ecken (Winkel) öffnen bzw. schließen sich im exakt gleichen Verhältnis. Wir können jeweils das Öffnen und das Schließen nutzen. Und wir können die Innenseite oder die Außenseite der sich öffnenden/schließenden Winkel nutzen. Wie bereits in den Blogs zu den Solo-Übungen geschildert, besitzen die Linien des Öffnens und des Schließens sehr praktische Eigenschaften der Rotation.
Für diese Artikelserie zu Dreieck, Kreis und Quadrat werde ich mich darauf konzentrieren, wie das Quadrat mit zylindrischen Objekten in Relation steht.
Wenn ein Quadrat mit einem Kreis in Berührung kommt (oder mit dem kreisförmigen Querschnitt eines Zylinders) und das Quadrat sich daraufhin verformt, geschieht etwas Interessantes. Wenn der Winkel des Quadrats an der Berührungsstelle sich schließt, enger wird, beginnt das ehemalige Quadrat, sich unter den Kreis zu verkeilen. Wenn der Winkel sich öffnet, breiter wird, steigt die Form sozusagen an dem Kreis hoch. Beide dieser Vorgänge führen dazu, dass der Kreis in Rotation versetzt wird. Und da beide dieser Bewegungen tangential zum Kreis erfolgen, rufen sie Aiki hervor.
“Ah … geht’s jetzt los?”
Wie allseits bekannt, besitzen unsere Körper eine Ansammlung von Knochen, die miteinander verbunden sind, und sich öffnende und schließende Winkel bilden können, analog zu den Seiten eines Quadrats, die an seinen Ecken verbunden sind. Sie können also rotieren, ähnlich wie ein sich bei Verformung öffnendes oder schließendes Quadrat und sie können Tangenten an anderen zylindrischen Strukturen (wie etwa einer anderen Person) bilden und damit Aiki schaffen und Rotation erzeugen.
“Ah … allmählich kommen wir zur Sache!”
Wenn die zylindrischen Teilstücke einer anderen Person in Rotation versetzt werden, weil sie wie Segmente miteinander verbunden sind, dann neigen sie aufgrund der in ihnen wirkenden Kräfte auch dazu, diese öffnenden und schließenden Bewegungen zu machen und dabei Winkel zu formen. Im Idealfall bilden diese Winkel dann Kräftedreiecke.
“Ähhh!”
Wenn ein Kräftedreieck weiter in Rotation gehalten wird (durch die Bewegung eines sich öffnenden oder schließenden Quadrats) entsteht weitere Rotation nicht nur im Kräftedreieck, sondern auch in den verbundenen zylindrischen Teilstücken, was wiederum weitere Kräftedreiecke entstehen lässt (mit der Tendenz sich aufzureihen). Korrekt ausgeführt pflanzen sich Aiki-Beziehungen durch das gesamte System fort und erzeugen dabei widerstandsfreie Bewegung (üblicherweise in logarithmischer Abfolge aufgrund der Art und Weise der Fortpflanzung im menschlichen Körper.) Letztlich, tendiert das Ganze der Erde zu.
Und natürlich, der Körper des Empfängers verdreht sich normalerweise dabei, bis er in sich zusammen und zu Boden fällt. Das ist, was Ueshiba Morihei beschrieb mit “Ich bewege mich, und Techniken entstehen.”
Wenn der Kontakt aufrecht erhalten wird, bleiben auch die Kräfte-Beziehungen bestehen. Also kann es am Boden weitergehen.
Falls das bis jetzt noch nicht klar geworden ist: man muss Dreiecke, Kreise und Quadrate im eigenen Körper manifestieren, damit diese Dreiecke, Kreise und Quadrate vom eigenen Körper in einen anderen übertragen werden können. Dafür ist vermutlich eine ganze Menge Solo-Training nötig.
Wenn man dabei gelernt hat, das Kräftegleichgewicht im eigenen Körper aufrecht zu erhalten, dann kann man dieses Kräftegleichgewicht bewahren, während man das Kräftegleichgewicht in den Körpern derjenigen stört, mit denen man in Kontakt steht.
Für die Schlaumeier unter euch, die sich jetzt fragen was passiert, wenn zwei zusammenkommen, die beide das oben Beschriebene machen: mal abgesehen von Glück, wer von beiden besser Kräfte ausgleichen kann und der von daher am wenigsten Widerstand zeigt und das größere Aiki hat, der wird das Kräftegleichgewicht herstellen. Oder anders ausgedrückt, wer mehr Schmutz (Widerstand) im System hat, der wird “ausgeglichen”.
Natürlich spielt die relative Größe der Kräfte, die auszugleichen man in der Lage ist, ein entscheidende Rolle. Es gibt keinen “unbezwingbaren Krieger (invicible warrior)”. Jeder Mensch hat seine Grenzen. Im Wettstreit zwischen Mensch und Universum gewinnt immer das Universum.
Ein weiser Mensch wird daher sein Gleichgewicht an das vom Universum vorgegebene Gleichgewicht anpassen.
Ist das jetzt nicht alles eine Menge leeres Geschwafel und Hokuspokus? Macht euch nichts draus. Physik wirkt auf viele so. Ueshibas Ausführungen hatten für die Meisten definitiv diesen Effekt. Aber die Physik schmerzt das Unverständnis der Menschen nicht.
Für alle, die jetzt noch dabei sind: ich werde versuchen, das oben Beschriebene in einem Video zu veranschaulichen. Wie die Eigenschaften von Dreieck, Kreis und Quadrat Muster erzeugen, die Bewegungen zur Folge haben, welche zu vertrauten Techniken führen, in der Hoffnung, das Ganze verständlicher zu machen.
Ich möchte hier nochmal betonen, dass es NICHT darum geht, in welchem Zusammenhang das Obige mit waza steht. Das würde Ueshibas Lehre untergraben. Es geht vielmehr darum, wie diese Muster zueinander in Beziehung stehen und spontan Techniken hervorgebracht werden.
Mit anderen Worten: Takemusu Aiki bezieht sich nicht auf eine Ansammlung von waza. Spontane waza (wie die unzähligen waza, die Takeda und Ueshiba etc. hervorbrachten) verweist auf Takemusu Aiki. Und Takemusu verweist auf die Natur des Aiki. Und die Natur des Aiki verweist auf die Natur des Universums. Und die Natur des Universums verweist auf den Ursprung dessen, was das Universum hervorgebracht hat.
Am besten hält man seine Prioritäten wohlgeordnet.
Nun denn, ich denke, das ist alles, was ich zu dem Thema schreibe, bis ich dazu komme, ein entsprechendes Video hochzuladen. Ein Leser von TrueAiki sprach übrigens von der Möglichkeit, entsprechende Animationen zu erstellen.
(Übersetzung: Karl Breuer)
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1 Comment
mohamed ansari · January 12, 2022 at 7:49 am
Thanks for teaching/sharing; complex in presentation but such is true of the power of energy.