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Ich habe mich bereits ziemlich ausführlich mit den Eigenschaften des Kreises (im menschlichen Körper als Spirale manifestiert) in früheren Posts befasst. Deren Verständnis ist von entscheidender Bedeutung, weil es eben Aiki ermöglicht. Hier werde ich den Kreis (genauer gesagt die Spirale) dahingehend betrachten, wie das Dreieck durch den Raum bewegt werden kann.  

Das Dreieck (im letzten Beitrag beschrieben) kann üblicherweise auf verschiedene Weise bewegt werden:

Es kann um seine zentrale Achse rotieren

Es kann um eine seiner Ecken rotieren

Es kann sich auf und entlang einer Kreis-(Spiral-)bahn bewegen

Darüberhinaus kann ein Dreieck – wie es in waza häufig der Fall ist – um eine der genannten Achsen (Zentrum oder Ecke) rotieren, während es sich gleichzeitig auf einer Kreisbahn (Spirale) bewegt.

Natürlich muss diese kreisförmige/spiralige Bewegung von ‘Nage’ geschaffen und aufrecht erhalten werden. Wenn man bedenkt, daß wir im Grunde nichts anderes als Beutel aus Fleisch und Haut sind, die von Knochenstöcken gestützt werden, ist das nicht allzu intuitiv. Das erklärt, warum man diese kreis-/spiralförmige Bewegung erst einmal lernen muß (normalerweise durch endlose Soloübungen), bevor man übt, dasselbe zu tun, wenn man mit einem anderen Körper in Verbindung steht (zu zweit oder später auch mit mehreren Personen). Und dann noch mehr, wenn man vorhat, diese Art der Bewegung in einer ‘Kampfsituation’ anzuwenden und zu nutzen, damit Körper/Geist “überzeugt” werden können, daß das der beste Ansatz zum Überleben ist. (Der Gedanke daran ist bei weitem nicht ausreichend. Unser Körper/Geist umgeht nur allzu schnell unsere höheren kortikalen Prozesse und “läuft nach Hause zu Mama” (tut also, was aus was für Gründen auch immer als beste Handlungsweise zum Überleben im Gehirn abgespeichert ist) und wirft dabei die besten Absichten über Bord.) Darüberhinaus wird in Aiki waza (im Unterschied zu ‘go’ und ‘ju’ waza) das Dreieck über die von ‘Nage’ zum Ausdruck gebrachten Kreise/Spiralen anfänglich erzeugt, so daß Kräfte orthogonal aufeinandertreffen und kein Widerstand entsteht. Oder in anderen Worten: Aiki eben. Während das geschieht, muß das Dreieck dem resultierenden Kraftvektor folgen können. Das ist jetzt auch wieder alles andere als anschaulich und erfordert jede Menge Übung und Training. Wenn das gelingt und bewerkstelligt wird, scheint sich das Dreieck von alleine einzustellen und wie von selbst dem Kraftweg zu folgen. Das liegt daran, daß weder ‘Uke’ noch ‘Nage’ eine Rückmeldung in Form von Widerstand wahrnehmen. Merkwürdigerweise ist es für ‘Uke’, als würde er von einer Art “magischen” Kraft genötigt, während ‘Nage’ den Eindruck hat, daß ‘Uke’ aus freiem Willen in sich zusammenfällt oder sich bewegt. Das Ganze kann am Anfang sehr verwirrend sein.

Hier zeigen sich übrigens mehrere Probleme der Aiki-Künste. Zwar kann ‘Uke’ spüren, wie es ist, von echtem Aiki geführt/bewegt zu werden, aber es fühlt sich gleichzeitig unerklärlich, nicht nachvollziehbar, magisch und so weiter an. Es ist für ‘Ukes’ Erfahrung hilfreich und nützlich, da es spüren läßt, wie sich Aiki anfühlt. Aber es vermittelt keinerlei Hinweise darauf, wie es entsteht oder erzeugt wird, was ein Nachteil ist. Im normalen ‘ju’ waza, und insbesondere ‘go’ waza, erhalten wir Rückmeldung über Kräfte und Kraftlinien, über die wir auf die Ursachen unserer Bewegung schließen können. Das macht es viel einfacher, diese Ursachen und die Grundmuster ihrer Erzeugung zu verstehen und zu replizieren. Mit Aiki spürt man das Ergebnis, und das war’s. Natürlich versucht ein wohlmeinender Sensei eine Art Anschauung und Erklärung zu geben (so wie ich das hier tue), aber das ist wie eine Landkarte mit kaum visuellen oder instinktiv zu erfassende Landmarken, auf die Bezug genommen werden könnte. Das ist der Grund, warum Aiki so schwer zu erlernen ist und so wenige tatsächlich in der Lage sind, es in ihrem Körper zu verwirklichen (und sich stattdessen auf den “sicheren Grund” von ‘ju’ waza oder gar ‘go’ waza zurückziehen). Noch wenigeren gelingt es, Aiki absichtlich und nach Belieben hervorzubringen, und noch mal wenigeren gelingt es, Aiki unter Druck anzuwenden. Aber andererseits, es ist ein hübsches Langzeit-Hobby ;-P

WICHTIG: Es ist nicht das Dreieck, das um den Kreis/die Spirale rotiert. Es ist vielmehr mit dem Kreis/der Spirale verbunden, die ihrerseits rotieren. Das ist, was das Dreieck in Bewegung setzt. Vielleicht hilft es, sich ein Trainsportband vorzustellen (als Kreis idealisiert). Nun setzen wir einen Gegenstand auf das Band. Das Band bewegt sich und der Gegenstand, der vermittels Schwerkraft und Reibung mit dem Band verbunden ist, bewegt sich mit ihm. Das ist eine Art und Weise, wie sich das Dreieck entlang dem Kreis/der Spirale bewegt. Wenn man sich einen ganz langsam laufenden Bandschleifer vorstellt und sich dann vorstellt, die Spitze eines Dreiecks auf das Band zu bringen, dann beginnt das Dreieck während seiner Vorwärtsbewegung zu rotieren. Damit haben wir schon eine komplexere Bewegung des Dreiecks. Stellen wir uns jetzt vor, daß das Schleifband ein Schlauch ist, der gleichzeitig um die eigene Achse rotiert. Und ganz zum Schluß beginnen wir noch die gesamte Förderband-Vorrichtung zu bewegen, und wir nähern uns allmählich der Idee der Aiki-Körper-Nutzung, wie sie einem Menschen zur Verfügung steht. Dabei wird alle Bewegung koordiniert vom “Meister-Roller”, dem Hara. In dieser Serie über Dreieck, Kreis und Quadrat stelle ich die Dinge so einfach und elementar dar, wie es mir möglich ist, solange sie dabei noch sinnvoll und vernünftig sind.

Okay, mir ist völlig klar, daß es kaum möglich ist, sich auch nur die einfachsten Dinge, die ich hier in Bezug auf den menschlichen Körper schreibe, bildlich vorzustellen. Ihr werdet wohl auf das Video warten müssen! 

Als nächstes ist dann wohl das Quadrat an der Reihe. Es zeigt uns eine einzigartige Weise, wie wir das Knochengerüst unseres Körpers nutzen können, um eine kreis-/spiralförmige Bewegung herbeizuführen und damit Aiki zu ermöglichen. Mir gefällt das besonders gut, aber für viele scheint das am schwersten zu lernen. Aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, also … Bleibt dran!!

(Übersetzung: Karl Breuer)

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