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Der Mangel an Ausdruck von Echtem Aiki ist es, was die Kampfkünstler der Vergangenheit und der Gegenwart, die lediglich von sich behaupteten, Aiki zu nutzen, so erstaunlich wenig aus dem Kreis aller Kampfkünstler hervortreten lässt.

Aiki ist nicht:

  • magisch
  • mystisch
  • Eigentum einer Kultur, Kunst oder einer einzelnen Person
  • sichtbar (nur die Wirkungen von Aiki sind sichtbar)
  • zeitabhängig (Timing ist kein Faktor in Aiki)

Aiki ist keine:

  • Religion
  • Philosophie
  • Wissenschaft

Aiki besteht nicht aus:

  • Techniken
  • Schriften
  • Taktik
  • Konflikt/Vermeidung/Kooperation

Aiki ist nicht:

  • kriegerisch

Der Ausdruck von Echtem Aiki ist es, was die Kampfkünstler der Vergangenheit und der Gegenwart, die tatsächlich Aiki verwendeten, so einzigartig aus dem Kreis aller Kampfkünstler hervorhebt.

Aiki ist:

  • wirklich/echt/real
  • beeindruckend wirksam und kräftig [orig. Impressively Powerful (Power = Work/Time)]*
  • der bewusste Umgang mit gegenseitig abhängigen (codependent), gemeinsam entstehenden (mutually arising), entgegengesetzten Kräften

Als ich anfing, mich mit Originaltexten von Ueshiba Morihei zu beschäftigen, fiel mir auf, dass er von Aiki in unterschiedlichen Bedeutungen sprach. Das war am Anfang ziemlich frustrierend. Als ich dann zum ersten Mal Dan Harden begegnete sprach auch er von Aiki in unterschiedlichen Bedeutungen. Immer wenn ich dachte, ich fange an zu begreifen, was er unter Aiki versteht, brachte er ein neues Beispiel, das anscheinend mit dem bisherigen nicht in Einklang zu bringen war. Um diese Zeit herum kehrte ich zurück zu meinen Studien der Originaltexte von Ueshiba Morihei. Ich fing an, die verschiedenen Bedeutungen von Aiki in ihren unterschiedlichen Situationen aufzuschreiben und erkannte bald, dass es drei wesentliche Beispiele von Aiki gab, auf die er immer wieder Bezug nahm. Er beschrieb diese Beispiele in unterschiedlichen Worten oder unterschiedlichen Zusammenhängen, so wie man etwa einen komplexen Sachverhalt auf unterschiedliche Weise und mit verschiedenen Worten zu beschreiben versucht, wenn man besagten Sachverhalt einem Kind erklären will. Ich nenne diese drei Beispiele Aiki 1, 2 und 3. Sie sind wie folgt:

Aiki 1: lineare entgegengesetzte Kräfte in 1 Dimension erzeugt von Ten, Chi, Jin

Aiki 2: kreisförmige entgegengesetzte Kräfte in 2 Dimensionen erzeugt von Ten, Chi, Jin

und

Aiki 3: spiralförmige entgegengesetzte Kräfte in 3 Dimensionen erzeugt von Ten, Chi, Jin

Wie an der Zunahme der Dimensionen erkennbar, bauen die Instanzen von Aiki sukzessive aufeinander auf. Wichtig ist, dass es sich hierbei nicht um ein bloßes theoretisches Konstrukt handelt. Es ist ein tatsächliches physikalisches Erleben.

Jedes ist ein Beispiel von Aiki und jedes hängt mit dem nächsten zusammen und unterscheidet sich gleichzeitig von ihm. Man sieht, wie dies alles schnell verwirrend werden kann. Nimmt man noch hinzu, dass die verschiedenen Wirkungen von Aiki häufig als „Aiki dies“ und „Aiki das“ bezeichnet wurden, wird die ganze Sache noch abstruser. Den „Coup de grâce“ erhielt das Verständnis schließlich dadurch, dass nicht-Aiki-Phänomene und -Handlungen als „Aiki“ etikettiert wurden. Dies wurde von Einzelnen bewusst getan, in dem Versuch ein echtes Verstehen durch die Massen absichtlich zu verschleiern. Eine Folge dieser gezielten Fehlinformation war natürlich, dass viele diese falschen Wahrheiten in bester Absicht weitergaben. Das setzte sich fort, bis diese Fehlinformation schließlich zur anerkannten, allgemeinen „Wahrheit“ wurde.

Betrachten wir den Nutzen dieser drei Formen von Aiki:


iu-2-copyAiki 1: lineare entgegengesetzte Kräfte in einer Dimension (erzeugt von Ten, Chi, Jin)

Knochen sind stark in Bezug auf Kompression (konvergierende duale entgegengesetzte Kräfte) und Gewebe ist stark hinsichtlich Zug und Spannung (auseinanderstrebende duale entgegengesetzte Kräfte). Die meisten Menschen nutzen ihr Gewebe in erster Linie in Kontraktion. Das mag zwar eine gewisse Stärke erzeugen, aber weniger und auch weniger effizient als wenn man das Gewebe in Spannung und die Knochen in Kompression nutzt. Das Gewebe in Kontraktion unterteilt den Körper in gewisser Weise in Segmente. Unter Spannung kann Gewebe den gesamten Körper vereinen und konsolidieren. Ein konsolidierter Körper durch in Spannung genutztes Gewebe kann wesentlich mehr Kraft erzeugen als die Summe der Kraft, die in einzelnen Körperabschnitten entsteht.

Vorzüge von Aiki 1:

  • gesteigerte Kraft
  • gesteigerte Ausdauer
  • Verringerung von Verletzungen
  • Rehabilitation
  • vermehrte Stabilität und Mobilität der Gelenke

Aiki 2: kreisförmige entgegengesetzte Kräfte in zwei Dimensionen (erzeugt von Ten, Chi, Jin)

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Wenn eine Kraft sich auf einer Kreisbahn bewegt, gibt es auf jedem Punkt des Kreises zwei Kräfte: eine ankommende und eine austretende Kraft. Wenn eine linear wirkende Kraft auf die zirkuläre Kraft trifft, sind diese beiden Kräfte an ihrem Kontaktpunkt immer in 90 Grad zueinander oder “orthogonal”. Gemeinsam formen sie dann einen resultierenden Kraftvektor, wobei keine der beiden Kräfte die jeweils andere behindert. Mit anderen Worten: es gibt keinen Widerstand, lediglich eine Richtungsänderung. Das gilt nicht nur für eine linear wirkende Kraft, die auf eine zirkuläre Kraft trifft, sondern genauso für zwei linear wirkende Kräfte, die im rechten Winkel aufeinander treffen. Der Vorteil der zirkulären Kraft ist, dass diese nicht aus ihrem Mittelpunkt in Richtung der resultierenden Kraft abgelenkt wird, während dies bei einer linearen Kraft der Fall ist. Und gegenüber einer linearen Kraft muss sich eine zirkuläre Kraft nicht um ein orthogonales Zusammentreffen bemühen, da für sie jede eintreffende Kraft auf der Kreisbahn immer orthogonal auftrifft.

Vorzüge von Aiki 2:

  • Die Kraft bleibt zentriert
  • Es gibt keinen “Angriff” oder “Rückzug” und von daher auch kein “Timing” von Angriff und Rückzug
  • Jede eintreffende Kraft wird spontan und ohne Widerstand in einen resultierenden Vektor umgelenkt
  • Da es keinen Widerstand gibt, bleibt das Kraftpotential des Kreises erhalten anstatt vermindert zu werden

Aiki 3: spiralförmige entgegengesetzte Kräfte in drei Dimensionen (erzeugt von Ten, Chi, Jin)iu-3

Nimmt man den Kreis von Aiki 2 und rotiert ihn um eine Achse erhält man eine Kugel unter Beibehaltung vieler Eigenschaften von Aiki 2. Trotzdem bliebe es anfällig an den beiden Endpunkten der Achse (Aiki kann nicht entstehen). Würde man aber die Kugel um eine weitere Achse rotieren, würde jeder geradlinigen Kraft, die mit der Kugel in Kontakt tritt, orthogonal begegnet. Damit würde die Kugel zentriert bleiben während die lineare Kraft dem resultierenden Kraftvektor folgen müsste. Es gäbe keinen Widerstand und folglich auch keine Reaktion oder Rückkopplung auf Widerstand. Die Kugel bleibt zentriert, als wäre nichts geschehen, was einen Konflikt beinhaltet (weil es genau so ist). Währenddessen wird die lineare Kraft auf einen neuen Kraftvektor geschickt ohne einen Hinweis (Widerstandsrückkopplung) wie es dazu gekommen ist. Aiki Coolness!

iu-2

Aber Menschen sind bekanntlich keine Kugeln. Aber Moment mal … Dem kann begegnet werden in Form einer Spirale! Nimmt man den ursprünglichen Kreis aus Aiki 2 und bewegt ihn durch den Raum ergibt sich auch hier eine orthogonale Begegnung mit jeder eintreffenden linearen Kraftwirkung. Wenn sich die Spirale auf einem Kreis durch den Raum bewegen würde, gäbe es keinen Grund an irgendeinem Punkt anzuhalten.

Somit enthält Aiki 3 alle Vorzüge von Aiki 1 und Aiki 2 und fügt dabei noch den Vorzug hinzu, der sich aus der zweiten Rotationsachse ergibt, UND es kann im menschlichen Körper zum Ausdruck kommen UND diese Eigenschaften können auf Objekte übertragen werden, die von einem menschlichen Körper manipuliert werden, der Aiki 3 verwirklicht! Aiki Coolness für Menschen!!


Als nächstes wollen wir diese Beschreibungen und ihre Befunde den Erfahrungen gegenüberstellen, wie sie von denjenigen berichtet werden, die mit jenen interagiert haben, von denen bekannt ist, dass sie Aiki “besitzen” (jene, die als bemerkenswert einzigartig unter Kampfkünstlern anerkannt sind/waren).

*(das englische Wort “Power” kann u.A. mit Kraft, Energie, Leistung oder Macht übersetzt werden und wird, je nach Kontext, auch entsprechend verwendet. Eine direkte Übersetzung ist entsprechend schwierig. Besonders problematisch erscheint es mir, wenn wie hier eine physikalische Definition verwendet wird, da die genannten deutschen Begriffe physikalisch grundverschiedene Dinge bezeichnen.)

To be continued. . .

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